Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ist Schotternick auf einmal für Abtreibung? *staun*

Beelzebub, Wednesday, 12.09.2007, 00:17 (vor 6674 Tagen) @ Chato
bearbeitet von Beelzebub, Wednesday, 12.09.2007, 00:21


"Es war eine grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter,
hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt
hat. Aber es ist damals durch die Achtundsechziger auch das, was gut war -
und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien,
das ist Zusammenhalt, die auch im Dritten Reich gefördert wurden ? das
wurde abgeschafft, es durfte nichts mehr stehen bleiben."

Da sollte man sich doch mal vor Augen zu führen, was das denn für tolle "Familienwerte" waren, die im dritten Reich angeblich so vorbildlich gefördert und hochgehalten wurden.

Es stimmt, die Ehe wurde (jedenfalls bis zum Krieg) streng geschützt - wenn es denn eine "arische" Ehe war. Was "Mischehen" betraf, so sah der "Schutz" so aus, dass dem "arischen" Teil der Ehe "empfohlen" wurde, sich so rasch als möglich scheiden zu lassen. Und nicht jeder reagierte darauf so nobel, wie ein Berliner Rechtsanwalt, dem die Naziführung nahegelegt hatte, sich von seiner jüdischen Frau wegen "unüberwindlicher Abneigung" scheiden zu lassen und der darauf antwortete, dass er das nicht tun werde und zwar wegen "unüberwindlicher Zuneigung" (die Anekdote findet sich in Erich Kästners "Notabene '45").

Schwangerschaftsabbruch war streng verboten und wurde wie Mord bestraft - was unserem Schotternick sicher wohlgefallen wird. Ob es ihm wohl auch gefällt, dass das natürlich nur bei "arischen" Schwangerschaften so war? "Nichtarische" hingegen mussten abgebrochen werden. Und wäre die pränatale Diagnostik damals schon so weit gewesen wie heute, dann wäre auch bei zu erwartender Geburt eines behinderten Kindes die Abtreibung zur Pflicht gemacht worden - wie auch die im antiken Sparta übliche Methode, schwächliche und mißgebildete Kinder sofort nach der Geburt umzubringen, als vorbildlich galt.

Und auch der Schutz der Ehe musste irgendwann hinter das Verlangen des NS-Staates nach möglichst viel Kanonenfutter zurücktreten.

Denn als die Zahl der Heldentode rapide zunahm, da sah sich das Regime für nach dem Krieg mit dem Problem konfrontiert, dass angesichts zahlreicher gefallener Männer womöglich viele Frauen unverheiratet und kinderlos bleiben müßten. Um dies zu verhindern war geplant, die Mehrehe zuzulassen. Weitere Überlegungen der SS-Führungsspitze gingen dahin, alle nach fünf Jahren kinderlosen Ehen zwangsweise zu scheiden und darüberhinaus alle Frauen - auch verheiratete - soweit sie mit 35 noch keine vier Kinder hatten, zu verpflichten, mit "rassisch einwandfreien Männern" vier Kinder zu zeugen. Jede Familie, die bereits vier Kinder hatte, sollte verpflichtet werden, den Mann für diese Aktion "freizugeben". (Alles mit weiteren Nachweisen nachzulesen in der Hitler-Biografie von Joachim C. Fest, S. 937)


Diese Familienpolitik ist es also, die Schotternick als gegenüber der heutigen als das "kleinere Übel" ansieht.[image]

Tja, also entweder ist dieser Mensch neuerdings unter die Abtreibungs- und Euthanasiebefürworter gegangen oder aber sein blinder Haß auf die "68er" (und alle, die er dafür hält) hat sein letztes bißchen Restverstand vollständig verdrängt.

Apropos "Werte" im dritten Reich, nachfolgend ein kleiner Text zur Mädchenerziehung bei Adolf. Bin gespannt, wie Schotternick - und einige andere hier - es schaffen werden, auch angesichts dieses Irrsinns drauflöszuplärren: "Aber die pösen 68er waren noch viiiiieeeeel schlimmäääär, buhäääää..."


"Ist Gott oder Hitler größer?

Es ließe sich denken, daß die in der Überschrift aufgeworfene Frage, ob Gott oder Hitler größer sei, heutzutage einige Verwunderung erregt. Nicht nur bei kirchenfrommen Menschen und nicht nur bei jenen, die, als unverbesserliche Intellektbestien und wurzellose Asphaltpflanzen, dem Nationalsozialismus von Anfang an feindlich gegenüberstanden. Möglicherweise werden sogar viele Deutsche, die der 'Partei' angehörten, angesichts der etwas abwegigen Frage stutzen. Selbst jemandem, der an Gott niemals, an Hitler aber zwanzig Jahre geglaubt haben sollte - und auch dafür gibt es Beispiele -, müßte die Inkommensurabilität, also die Unmöglichkeit einleuchten, die beiden 'Größen' zu vergleichen. Und noch wer an keinen von beiden geglaubt hätte, wäre kaum auf diese wahnwitzige Frage verfallen.
Das alles hindert nicht, daß sie gestellt worden ist. Die Kenntnis hierüber verdanken wir dem Bande 'Dokumente 1933-1945, zum Abwehrkampf der deutschen evangelischen Pfarrerschaft gegen Verfo1gung und Bedrückung'. Auf Seite 23 dieses auch sonst außerordentlich interessanten Buches, das vom Kirchenrat Fritz Klingler herausgegeben worden ist, wird ein 'Fragebogen der BDM-Führerinnenschule in A.... (Oberhessen)' abgedruckt. Er wurde den zu hohen Ehren und Pflichten auserwählten Mädchen am 16. Januar 1938 vorgelegt, zu einer Zeit demnach, als Hitler den blutigen, kahlen Gipfel seiner Macht noch nicht einmal erstiegen hatte. Die neun Fragen lauteten:

1. Wann waren Sie zuletzt in der Kirche?
2. Lebt für Sie Gott im Himmel mit seinem Sohn oder in Ihrem Herzen?
3. Sind Sie ein Gotteskind?
4. Wie stehen Sie der Kirche gegenüber?
5. Ist Gott oder Hitler größer, mächtiger und stärker?
6. Wem soll man danken, Gott oder Hitler?
7. Wer ist Ihr Führer und Ihr Glaube?
8. Benötigen Sie Gebote?
9. Wie denken Sie über Weihnachten, und glauben Sie auch an die Legende des Weihnachtsfestes?

Es fällt schon schwer sich die oberhessischen Mädchenköpfe vorzustellen, die sich über diesen zwar kurzen, trotzdem unüberbietbaren Fragebogen beugen und ihn, wie das Gesetz es befahl, beantworten mußten. Sich nun gar jene anderen Köpfe auszumalen, in denen solche Fragen erstmalig Blasen schlugen und für Prüfungzwecke ausgekocht wurden, übersteigt schließlich jede, auch die tollkühnste Phantasie. Es ist durchschnittlich begabten Menschen vollkommen unmöglich, sich in Byzantinerseelen zu versetzen, aus denen derartig eingedickter Unsinn herausquillt. Der Schritt von theoretischem Größenwahn solchen Kalibers zu den sadistischen Ausschreitungen in Mauthausen und dem selbstgewählten Untergang in Stalingrad ist viel kleiner und verständlicher als der vorher in den Gehirnen zurückgelegte Weg: vom folgsamen, fleißigen, schulmeisterlichen Deutschen zu einem Menschen, der sich auf Fragebögen bei jungen Mädchen allen Ernstes erkundigt, ob man Gebote benötige und ob man Gott oder Hitler anbeten solle.
Die Frage, wer von den beiden >größer, mächtiger und stärker« sei, ist mittlerweile vom Verlauf der Geschichte beantwortet worden...

(Erich Kästner - vollständiger Text hier)

Was übrigens Eva Hermann betrifft, so glaube ich auch nicht, dass sie das dritte Reich verharmlosen oder gar verherrlichen wollte. Sie wußte offenbar gar nicht was sie da von sich gegeben hat, hatte ganz sicher keine Ahnung, dass zwischen der Familienpolitik, wie sie in der NS-Propaganda dargestellt wurde und der rauhen Wirklichkeit ein Unterschied bestand.

Sie ist daher schon wegen hanebüchener Blödheit zu Recht gefeuert worden!

Die 68er sind schuld!

Beelzebub

--
"Ihre Meinung ist widerlich. Aber ich werde, wenn es sein muß, bis zum letzten Atemzug dafür kämpfen, dass Sie sie frei und offen sagen dürfen." (Voltaire)

Ich denke, also bin ich kein Christ. (K. Deschner)


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