Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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weibliche und männliche Pflege

Christine ⌂, Saturday, 17.10.2009, 15:36 (vor 5276 Tagen) @ Mirko

Würde sich eine kranke Frau bei einem männlichen Pfleger, der ihr den Kopf
tätschelt, wohler fühlen als bei einer Schwester? (Frage an die
Frauenfraktion hier)

Ich möchte dazu eine kleine Begebenheit schreiben.
Als mein Sohn mal wieder ins Krankenhaus kam und ich eine Wahnsinnsangst vor einem Rückfall hatte, starb meine Oma, die ich sehr geliebt habe. Obwohl ich wußte, das es Zeit für sie war - knapp 92 und nicht mehr ansprechbar - war es trotzdem irgendwie ein Schock. Ich stand dann da, vermutlich kreidebleich, wußte nicht, was ich machen sollte, denn ich wollte vor meinem Sohn nicht schwach erscheinen. Ein Pfleger kam vorbei, hat die Situation richtig erfaßt, fragte mich was los sei und führte mich danach ins Schwesternzimmer.
Ich sagte also, das ich total neben der Kappe wäre, nicht wissend, wie ich reagieren solle, vor allen Dingen vor meinem Sohn. Er meinte dann, ich solle ein bischen über meine Oma erzählen, das täte mir bestimmt gut. Zitternd fing ich dann an und irgendwann überkam es mich. Ich fing an zu weinen, versuchte aber immer noch, mich nicht gehen zu lassen. Dann fragte mich der junge Mann, warum ich mich nicht gehen lassen könne und ob das meinem Sohn helfen würde. Schließlich wäre er ja mit dem Tod bereits mehrmals konfrontiert gewesen und das nicht nur als Betroffener. Irgendetwas in seinen Worten war dabei, was dann die Tränendrüsen ausbrechen ließ. Er hockte die ganze Zeit neben mir, mal hielt er meine Hand, mal streichelte er meinen Kopf, hielt sich aber ansonsten mit Worten zurück. Es hat in diesem Moment einfach wahnsinig gut getan. Danach wußte ich nicht, wie ich meinem Sohn mit meinen geröteten Augen gegenüber treten soll und auch da fand er die richtigen Worte. Als ich ins Zimmer meines Sohnes zurück ging, merkte auch er sofort, das etwas nicht stimmte und ich sagte ihm, was los sei. Ob ihrs glaubt oder nicht, nach meinen Worten hat mich dieser kleine Kerl getröstet :-)
Allerdings hat er mir viel später mal gesagt, das es ihn schon ein wenig verstört hatte, da er mich bis dato nie hatte weinen sehen. Das gleiche traf dann auch Jahre später nochmals ein, als ich mich nicht mehr halten konnte auf Grund einer für mich arg verletztenden Situation.

Genieß es also, und zieh es nicht in Zweifel.

Das sowieso, denn was soll am trösten schlecht sein? Jeder braucht das mal.

Gruß - Christine

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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein


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