Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Alain Soral über den Feminismus (als Text) (Feminismus)

Rainer ⌂, Friday, 20.04.2012, 13:57 (vor 4382 Tagen) @ roser parks

Alain Soral über den Feminismus
http://www.youtube.com/watch?v=tAPuk5MgVq8

Man muss zwischen "Feminismus", "Frau" und "Weiblichkeit" genau unterscheiden. Der Feminismus ist eine politische Bewegung. Ähnlich wie der Marxismus, der behauptet, die Geschichte bestehe aus einem Klassenkampf, behauptet der Feminismus, die Geschichte bestehe aus einem "Geschlechterkampf". Das Ziel der Geschichte sei es, die Frauen von der Unterdrückung der Männer zu befreien. Das ist eine Weltanschauung, die ich als "Opfer-Kommunitarismus" bezeichne, das heißt eine einseitig terminierte Sichtweise, die behauptet, dass die Frauen an sich von den Männern unterdrückt sind und davon befreit werden müssen. Das ist die erste seriöse Definition des Feminismus.

Die oftmals legitimen, feministischen Forderungen nach einer Befreiung der Frauen werden manipuliert, um sie zur Verfügung der Konsum- und Arbeitergesellschaft zu stellen, was ein und dasselbe ist. Um zu kaufen ist ein Gehalt nötig. Die feministischen Forderungen nach Befreiung wurden benutzt, um die Frauen zum bezahlten Arbeiten zu bringen. Um aus ihnen Arbeitnehmerinnen und Konsumentinnen zu machen. Es hatte den USA mit der "Theorie der neuen Frau" angefangen, die die Frauen dazu brachte, den häuslichen Herd, der keine direkte Kaufkraft biete, zu verlassen und Schuldgefühle zu entwickeln, so dass die Frauen sich bewusst werden bzw. ihr Bewusstsein dazu gebracht wird zu denken, dass Hausfrau, Ehefrau und Mutter ein Verlust, ein Schmerz und eine Erniedrigung ist. Das führt dazu, dass die Frauen von der Machtsphäre ihres Mannes zur Machtsphäre ihres Chefs überreicht werden, was ziemlich zweideutig ist. Schließlich wird der feministische Kampf zu einer doppelten Unterdrückung, in der die Frauen sowohl ihrem Mann als auch ihrem Chef ausgesetzt sind! Das ist der so genannte "doppelte Arbeitstag", das heißt gleichzeitig Mutter und Arbeitnehmerinnen sein, was den Alltag der Frauen vor allem in den Volksschichten häufig verschlechtert hat, anstatt ihn zu verbessern.

Das bringt eine weitere Feststellung hervor, nämlich, dass der Feminismus die Klassenunterschiede nicht berücksichtigt, weil es die Frauen der Bourgeoisie waren, die Interesse an der feministischen Emanzipation hat. Und diese haben diese Tatsache selten erkannt. Dreiviertel der feministischen Kämpferinnen sind Großbürgerinnen, die versuchen sich von ihrer Rolle als "Hausfrau" oder "ausgehaltene Frau" oder "Mutter" befreien wollen, um in die Zivilgesellschaft zu gelangen, in ihren Augen mehr bzw. interessante Berufe bietet. Sie können Anwältin, Forscherin, Buchhändlerin usw. werden. Während es bei den Volksschichten bedeutet, nicht nur Hausfrau und Mutter zu sein, sondern auch z.B. Fließbandarbeiterin. Interessant dabei ist, dass bei den Volksschichten die Befreiung der Frauen darin besteht, dem Produktionsimperativ, der Arbeiterwelt zu entkommen, um eventuell eine ausgehaltene bzw. eine Hausfrau zu werden, was ein Wunsch oder Luxus für die Frauen der Volksschichten ist, das heißt dem Produktionsimperativ der Arbeit zu entkommen. Während der Bourgeoisie die Arbeit ein Mittelt ist, damit die Dame des Hauses der Langeweile entkommt, um Zugang zu einem interessanten Sozialleben mit interessanten Berufen zu haben.

Es gibt als eine Opposition zwischen dem, was die Frau aus der Bourgeoisie und dem, was die Frau aus den Volksschichten unter "Befreiung" versteht. Im Feminismus ist dieser Widerspruch nur selten aufgefallen. Die meisten feministischen Führerinnen sind Frauen aus der Bourgeoisie. Es entspricht der Sensibilität einer linken Großbürgerin. Das habe ihm meinen Untersuchungen festgestellt und ich glaube nicht, dass man diese Schlüsse bestreiten kann, die aber oft kritisiert wurden, und zwar nicht mit Argumenten, sondern mit Unterstellungen: es handle sich um Macho-Benehmen, um Verachtung der Frauen usw. Für eine Frau ist es möglich zu arbeiten, wenn jemand sich und ihre Kinder im Babyaltertümer. Man vergisst oft, dass sich hinter der emanzipierten, feministischen Frau eine andere Frau verbirgt, die einer doppelten Belastung ausgeliefert ist: z.B die Putzfrau. Oder die Babysitterin, die sich sowohl um die Kinder der emanzipierten Großbürgerin als auch um ihre eigenen kümmert. Die Befreiung der Frauen findet oft unausgesprochen auf Kosten anderer Frauen Stadt, die einer doppelten Belastung ausgesetzt sind. Das Problem, wenn man Kinder auf die Welt bringt, sie erzieht und gleichzeitig arbeitet, ist, dass die Arbeitszeit multipliziert wird, während die Tage nicht denkbar sind und weder Frauen noch Männer überall zugleich sein können. Die Frage ist also: wie stellt man das an? Was macht man mit seinen Kindern im Babyalter, wenn man acht Stunden pro Tag arbeiten muss? Es gibt Frauen, die sich eine Babysitterin leisten können, um arbeiten zu gehen. Das heißt, dass ihr Gehalt höher sein muss als das, was die Babysitterin kostet.

Doch für die Frauen der Volksschichten würde eine Frau, die sich um ihre Kinder kümmert, mehr kosten als das, was Sie verdienen. Es ist also keine freie Wahl, sondern eine Frage der Klassenposition. Im Endeffekt sind die Frauen der Volksschichten dadurch zu einem "doppelten Arbeitstag" verurteilt. Das "Recht auf Arbeit" ist irreführend, heutzutage herrscht "die Pflicht zu arbeiten". Kaum ein Paar kann heutzutage von einem einzigen Gehalt leben, was übrigens der Beweis für einen sozialen Rückschritt ist. In den Arbeiter- oder Angestelltenfamilien sind zwei Löhne nötig, um eine Familie zu ernähren. In den Volksschichten ist es mit Arbeiten aufzuhören ein Luxus: die Frau ist gezwungen zu arbeiten. Die Feministinnen stellen das "Recht zu arbeiten" als eine hart erkämpfte Errungenschaft dar, dabei handelt es sich um eine Arbeitspflicht. Erstens es eine Pflicht und zweitens wird es von der Konsumgesellschaft so gewollt. Da die Konsumgesellschaft den Markt immer erweitern will, braucht sie immer mehr Arbeitnehmer und immer mehr Kaufkräfte. Die Konsumfähigkeit... das, was die Feministinnen als eine hart erkämpfte Errungenschaft darstellen, war in Wirklichkeit von der Konsumgesellschaft gewollt. Nämlich die Frauen auf den Arbeitsmarkt und Konsummarkt zu bringen.

Deshalb sind die Feministinnen, die nie zahlreich gewesen sind, immer von den Medien und der Macht unterstützt worden. Ganz anders als die wahren, sozialen und unisexen Kämpfe, weil sie ohne es zu merken den Interessen der Konsumgesellschaft dienten. Deshalb meine ich, dass die Feministinnen im Nachhinein als nützliche Idiotinnen der Konsum- und flächendeckenden Arbeitnehmergesellschaft erscheinen. Überall wo der Feminismus stärker wird, wird der Klassenkampf, bzw. das Bewusstsein des Klassenkampfes schwächer. Der Feminismus ist dadurch ziemlich zweideutig. Je liberaler, "bobohafter" (bobo= bourgeois-bohême) und kleinbürgerlicher die Gesellschaft wird, und je größer die Reichtumsunterschiede werden, desto präsenter werden die Feministinnen und desto mehr Macht bekommen sie. Das lässt sich immer wieder feststellen.

Demzufolge denke ich, dass die Feministinnen leider die Rolle der nützlichen Idiotinnen und manchmal sogar der Kollaborateurinnen in dieser Geschichte spielen. Ich habe ein großer Respekt für viele Frauen, die übrigens nie Feministinnen sind. Sogar Marguerite Yuorceanar machte sich über die Feministinnen lustig, weil sie sich dieser Falle bewusst war. Die hoch intelligenten Frauen, die sich ihrer Weiblichkeit bewusst sind und die für ihre Freiheit kämpfen, haben immer die Lügen, die Naivität und die Dummheit des rein feministischen Kampfes angeprangert. Und selbst eine feministische Heldin wie Frau Halimi hat ein spätes Buch geschrieben, indem sie zugibt, dass sie Feministin gewesen ist, um ihren Vater zu ärgern und dass es eigentlich um eine großbürgerliche Ödipusgeschichte geht. Der Feminismus beschränkt sich oft auf eine oedipusartige und großbürgerliche Abrechnung.

Das beste Beispiel dafür ist Simone der Beauvoir. Simone der Beauvoir liefert den Beweis, dass der Feminismus Scheiße ist. Voll und ganz! Ihre Beziehung zu ihrer Familie, ihre Beziehung zu Sartre, ihre Beziehung zur Linken, ihre Beziehung zu den Männern... es ist schon einer Naivität... es ist kleinlich, bösartig und unehrlich! Ich wünsche mir, dass diejenigen, die sich für den Feminismus interessieren, so ehrlich sind und mal untersuchen, wovor Simone Beauvoir steht. Was ihr philosophisches schaffen, ihr politisches Engagement, ihre mondäne Zweideutigkeit angeht... das ist alles nicht sehr erfreulich! Da ist mir Louise Michel noch lieber.

Rainer

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