Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die Biologie als Waffe

DschinDschin, Thursday, 07.07.2011, 21:28 (vor 4677 Tagen)

In einem fernen, fernen Forum, weitab der maskulistischen Galaxis, da wurde ein Text gepostet und keine Kommentarfunktion freigeschaltet. Nun dann, dann zerpflücke ich dieses geschreibsel also hier. Originaltext immer kursiv.

Die Biologie, die neue ideologische Waffe

Was die Bibel nicht mehr leisten kann, soll die Biologie wettmachen

Die neue Waffe im Kampf der Geschlechter ist die Biologie, speziell die Hirnforschung. Die unterschiedliche Funktionsweise der Gehirne von Mann und Frau soll beweisen, wie verschieden die Geschlechter denken und fühlen.

Das Gehirn ist unumstritten das komplexeste Organ dieses Planeten, wie es funktioniert ist nach wie vor zum größten Teil ein Rätsel, denn die Hirnforschung steckt noch in den Kinderschuhen. Kein Wunder, dass alles was wir wissen, noch heftig umstritten ist. Im Kernspintomographen können wir erkennen, wo das Gehirn aktiv wird, über das Verhalten selber jedoch wissen wir wenig.

“Psychologische Verhaltensweisen im Gehirn zu identifizerien ist ungefähr so schwierig, als wenn ein Laie einen Computer aufschraubt, um sein Rechtschreibprogramm auf den vielen Nullen und Einsen eines Computerchips zu suchen. Bücher, die uns die unterschiedlichen Gehirne von Frauen und Männern erklären, sind also ziemlich verdächtig”, schreibt der Philosoph Richard David Precht.

Bisher ist alles gut, denn in der Tat ist unsere Kenntnis der Gehirnfunktion so klein, dass es nicht gerechtfertigt ist, daraus Schlüsse auf unser Verhalten zu ziehen, weil vor allem nicht klar ist, ob das Verhalten die Gehirnfunktion oder die Gehirnfunktion das Verhalten bedingt.

Doch gerade diese Bücher haben derzeit Hochkonjunktur. Alles soll wieder angeboren sein, alles unverrückbar. Der Mann ist kein Unterdrücker, er ist von der Natur für die führende Rolle bestimmt. Wenn die Geschlechter von Natur aus so verschieden sind, dann sind auch alle gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten gottgegeben. Der Kampf der Geschlechter soll ein Kampf gegen Windmühlen bleiben.

Ich weiß nicht, wer den Begriff vom Kampf der Geschlechter erfunden hat, er ist in jedem Falle Unfug. Denn Männer konkurrieren hinsichtlich des Fortpflanzungserfolgs nicht mit Frauen und auch nicht umgekehrt, Frauen mit Männern. Frauen können langfristig nichts gewinnen, wenn Männer verlieren und umgekehrt. Auch ist der Mann kein Unterdrücker, so wie die Frau kein Parasit ist, auch wenn es oft den Anschein hat. Jedenfalls hat die Unterdrückung den Frauen nicht geschadet, es gibt noch so viele davon und sie entwickeln sich prächtig. Was die Zahl der Frauen reduziert ist de facto der Feminismus, weil viele Frauen kinderlos bleiben, also keine neuen Frauen in die Welt setzen. Klar wird, was ich meine, am Getreide. Man mag sagen, wir Menschen beuten das Getreide aus. Aber tatsächlich gäbe es auf der Welt wesentlich weniger Getreide, würde es der Mensch nicht kultivieren. Man könnte auch sagen, dass Frauen Männer in die Welt setzen, dass diese ihnen dienen, indem sie die unangenehmen Aufgaben, wozu auch Führen gehört, abnehmen und eine Umgebung schaffen, in welcher Frauen gut gedeihen.

Der Pakt der Geschlechter “Ich sorge für dich in der Welt, du sorgst für mich im Haus” hat, historisch bedingt, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern geschaffen. Vor circa 4000 Jahren wurde vom Patriarchat festgelegt, was typisch männlich und was typisch weiblich ist. Die typisch Mann, typisch Frau Debatte beleuchtet jedoch nicht biologische Unterschiede, sondern in erster Linie unterschiedliche Interessen und Werte und das damit verbundene Verhalten.

Der Pakt scheint erfolgreich gewesen zu sein, denn andere Pakte gibt es auf dieser Welt nur noch ganz versteckt. Ein Modell, das so verbreitet ist, kann nicht ganz falsch sein. Neuere Modelle müssen erst mal ihre Nachhaltigkeit beweisen. Eine Gesellschaft mit 1,3 Kindern pro Frau kann sich nicht als besonders zukunftsfähig bezeichnen. Das Bankgeschäft lernt man nicht beim Bankrotteur.

Ausgelöst wurde die Debatte durch den Bestseller “Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken”. Einem ehemaligen Immobilienmakler und seiner Frau, einem ehemaligen Model, ist es gelungen einen Bestseller über die neuesten Erkenntnisse der Gehirn- und Evolutionsforschung sowie aktueller Verhaltenspsychologie zu schreiben. Ihre Erkenntnis: „Jüngste Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass die Funktionsweise des weiblichen Gehirns bedeutende Unterschiede zu der männlichen aufweist. Dabei gilt es die Überlegenheit des Mannes „wissenschaftlich“ zu beweisen. Dank der größeren Dosis von Testosteron und dem besserem räumlichen Vorstellungsvermögen wird der Mann wieder zum Maßstab aller Dinge gemacht, zur “Problemlösungsmaschine, die er keine Sekunde ausschalten kann”. Die Autoren beschwören die Biologie, sprich die unabänderliche Natur der Geschlechter und vernachlässigen in unzulässiger Weise wie prägend für den Menschen die Umwelt und die Erziehung sind. Wie prägend die unterschiedliche Erziehung der Geschlechter ist, wie prägend die Unterdrückung der Frau für ihr Verhalten war und ist. Wie groß das Heer der Männer ist, die am Fließband arbeiten oder anderen Routinejobs haben und keineswegs als Problemlösungsmaschinen eingesetzt werden. Nur 3 % der Männer arbeitet in Spitzenpositionen.

In diesem Absatz mischt sich kunterbunt Richtiges und Falsches.
Richtig ist, dass viele dieser populärwissenschaftlichen Bücher reiner Nonsens sind. Diese Werke hauen in die gleiche Kerbe, wie Mario Barth. Vielleicht lesen Menschen diese Bücher oder gehen in die Shows, weil sie sich ihrer eigenen Geschlechtlichkeit vergewissern wollen. Nehmen wir einmal an, dass die Geschlechterrolle auf einer Notwendigkeit beruht. Ein modernes Auto wird nur gekauft, wenn es bestimmte Merkmale aufweist. Damit sind die Autos verschieden, aber auch irgendwie gleich. Die Werbung wird die Besonderheiten hervorheben. Manch ein früherer Sportwagen unterschied sich von der Limousine nur durch die Karrosserie. Wer will eine Frau mit Bart, und sei der noch so schön. Wer will einen Mann mit Fistelstimme. Also rasiert sich die Frau den Bart ab. Der Mann mit Fistelstimme mag Hormone nehmen. Er will den Erfordernissen der Rolle genügen. Das er der Rolle genügt entscheidet wie beim Schauspieler über den Erfolg. Und die Rolle, das ist das teuflische, hat biologische Wurzeln, steht nicht in der Disposition der Kulturingenieure. Auch die sowjetische Frau war keine neue Frau.
Das sich so wenige Männer in Spitzenpositionen befinden sollte eigentlich zu der Erkenntnis führen, dass der Löwenteil der Männer nicht privilegiert ist. Aber zu dieser Schlussfolgerung kann sich die Autorin nicht durchringen.

Mr. und Mrs Pease schildern Wesen, die angeblich nicht aufgrund der Kultur, sondern aufgrund der Natur von unterschiedlichen Planeten stammen.
Der Mann wird als der große logische Denker, mathematisch begabtere, mit hervorragendem räumlichen Vorstellungsvermögen, sich klar artikulierender Problemlöser dargestellt, dessen Gehirnstruktur für Spitzenpositionen generell geeigneter ist. Die Frau wird als sprachlich zwar begabter, aber eher plappernde und redewütige, Spezies dargestellt, die gerne laut denkt und auch laut rechnet. Zugegebenerweise schneiden Frauen bei Intelligenztests um 3% besser ab als Männer, dennoch sind sie mathematisch weniger begabt. Doch vor allem ist die weibliche Gehirnstruktur mit Spitzenpositionen generell unvereinbar. (Inzwischen weiß man, dass Unternehmen, die Frauen in Spitzenpositionen einsetzen, besser abschneiden.)

Ein Buch wird geschrieben, damit es gekauft wird, jedenfalls der Typ Buch, den das Ehepaar Prease verfasst hat. Gekauft wird, was die Leute in ihrem Weltbild bestärkt, was ihnen den "habe ich ja schon immer gewusst"-Effekt gibt. Frauen wollen in ihrem Mann den Held, den Problemlöser, den Rationalen sehen und Männer in ihren Frauen dieses plappernde, verspielte, irrationale Kind. Es ist wie beim BDSM, einer macht den Dom, einer macht den Sub und beide sind glücklich.

Wir leben nicht mehr in der Steinzeit, in der es für Jäger wichtig war ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen zu haben, um das Wild zu erlegen. Wir leben im Zeitalter des Marketings, in der vielseitigere Talente gefragt sind. Ein Gespür für zeitgemäßte Autos zu haben und sie auf den Markt zu bringen, ist wesentlich wichtiger, als sie beispielsweise dreidimensional zeichnen zu können.

In diesem Text sind mindestens zwei Fehler.
Fehler 1: Wir leben immer noch in der Steinzeit, weil die in uns hinterlegten Programme immer noch auf dieser Zeit beruhen. Unser Körper ist steinzeitlich. Unsere Gefühle sind steinzeitlich. Ein Teil unseres Intellekts ist steinzeitlich. Damit müssen wir leben.
Räumliches Vorstellungsvermögen korreliert mit mathematischer Denkfähigkeit. Mathematische Denkfähigkeit ist essentiell in allen Bereichen, die mit Gestaltung der Welt zu tun haben.

Die Unterschiede innerhalb eines Geschlechts sind deutlich größer als die zwischen Männern und Frauen. Ein Student und eine Studentin haben beispielsweise mehr Gemeinsamkeiten als ein Straßenkehrer und ein Professor. Die Wissenschaft ist nicht in der Lage, menschliches Verhalten auf genetische Wurzeln zu reduzieren. Es besteht eine dynamische Wechselwirkung zwischen Erbe und Umwelt (Status der Familie, Erziehung, Bildung.) So ist das Bildungsniveau des Vaters oder der Mutter ausschlaggebender als der IQ des Kindes. Soziale Herkunft und kulturelles Milieu, Geschlecht, Alter und Bildung, Weltanschauung und Lebensweise, Gewohnheiten und Erfahrugnen prägen die Unterschiede. Ein Beispiel : Die Mehrheit der Manager stammt aus Managerkreisen, die wenigsten kommen aus der Arbeiterklasse, die wenigsten sind Frauen oder Schwarze. Kurz, Unterschiede zwischen den Menschen sind stärker kulturell als hormonell bestimmt.

Ja und nein! Kultur und Gene gehen eine innige Verbindung ein, wie Software und Hardware im Computer. Das Fatale ist, dass sozialer Status, Gesundheit und Intelligenz sowie das Gegenteil davon, meist gemeinsam auftreten. Bisher sind alle Versuche, die Gesellschaft zu homogenisieren gescheitert. Ich kenne den Fall, bei dem beide Eltern Akademiker sind, sich intensiv um ihre Kinder kümmern, eine intellektuell anregende Umgebung aufgebaut haben und dennoch beide Kinder schulisch oder zumindest deutlich geringer performen als ihre Eltern. Gene spielen also doch eine Rolle.

Darüber hinaus: Biologische Unterschiede sind keine Rechtfertigung für gesellschaftliche Ungerechtigkeiten. Soll eine Köchin oder Managerin weniger verdienen, weil sie einen anderen Hormonhaushalt hat als ein Koch oder ein Manager. Sollen berufstätige Frauen abends die zweite Schicht arbeiten, damit Männer sich als Helden fühlen und wenigstens zu Hause noch der King sind? Aber vor allem: Sollen Frauen weniger Chancen haben, und weniger Geld verdienen, weil sie die Kinder gebären?

Das Schöne am Kapitalismus ist seine Ehrlichkeit. Mir als Kunde ist das Geschlecht dessen, der eine Ware erzeugt, scheißegal. Sofort würde ich einem weibliche Bautrupp den Auftrag geben, wenn dieser 20% günstiger die Leistung erbringt, als ein männlicher Bautrupp. Frauen verdienen weniger, weil sie weniger leisten oder höhere Risiken für den Unternehmer generieren. Mehr ist nicht zu sagen. Alles weitere ist Geschwätz.

Der große biologische Unterschied zwischen Mann und Frau ist nicht die Gehirnsturktur, die etwas anders funktioniert oder aktiviert wird, der große biologische Unterschied ist, dass Frauen die Nachkommen gebären, und dass Männer über mehr Muskelmasse verfügen. Das Überlegenheitsdenken des Mannes hat seinen Ursprung im Faustrecht. Recht hatte, wer stärker zuschlagen konnte.

Wie haben das die Nazis genannt: Die Arbeiter der Stirn und die Arbeiter der Faust.

Klingt martialisch ist aber reiner Unsinn, wer, außer einem Ochsen, arbeitet mit der Stirn, und wer, außer einem Boxer, arbeitet mit der Faust.
Der Mann ist die Frau über, weil sich die Frau nur mit Männern paart die ihr über sind. Männliche Büffel sind größer und stärker als weibliche Büffel, weil Büffel nur zur Paarung gelangen, wenn sie andere Büffel durch Kraft besiegen. Männer sind stärker als Frauen, weil in der Vergangenheit Männer die harte Arbeit leisten und ggf. auch gegen andere Männer kämpfen mussten, um zu überleben und Nachwuchs zu haben.
Was Männer den Frauen voraus haben ist in der Tat die Art der Fortpflanzung.
Männer können höhere Risiken tragen, weil sie höhere Fortpflanzungschancen haben. Damit kann sich der männliche Phänotyp schneller auf Umweltveränderungen einstellen, als der weibliche. Darum sind Männer extremer und Frauen durchschnittlicher. Männer die Väter werden haben im Schnitt mehr Kinder, als Frauen, die Mütter werden, aber alle Männer haben im Schnitt weniger Kinder als alle Frauen.
Es ist wie beim Wettlauf zwischen Hase und Igel, Männer sind immer schon da, wenn die Frauen endlich auftauchen. Sie zahlen einen hohen Preis dafür, das Leid der nicht erfolgreichen Männer.

Der Kampf der Geschlechter war immer ein Kampf um Macht und Kontrolle. Die Kontrolle über die Frau, die Kontrolle über die Fortpflanzung, über Eigentum und Erbe zu haben, spielte die wesentliche Rolle.

Im Verhältnis der Geschlechter geht es auch um Macht, also die Fähigkeit ein Tun oder Unterlassen erzwingen zu können, und um Kontrolle. Sehen wir es als ein Geschäft. Jeder der Partner will profitieren. Keiner will zulegen. Immer ist die Verlockung zu Betrügen, den Partner über den Tisch zu ziehen. Der Wunsch der Frau nach Macht und Kontrolle ist nicht geringer als die des Mannes, schließlich ist ihr Einsatz höher. Aber nie vergessen, der Feind, der Predator der Frau, ist die andere Frau. Der Mann ist für die Frau nur die Beute, der Wirt, der Knecht. So wie Männer stark sind, um in der Konkurrenz mit anderen Männern zu bestehen, so sind Frauen schön, um in der Konkurrenz mit anderen Frauen zu bestehen.

DschinDschin

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Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.


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