Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Nächtens bei Lanz

Narrowitsch, Berlin, Thursday, 05.08.2010, 08:51 (vor 5006 Tagen)

Kachelmann hat es geschafft: dem Wetterwahrsager wird seit dem gegenüber ihm erhobenen Vorwurf der Vergewaltigung Aufmerksamkeit in so überreichem Maße zuteil, wie noch niemanden seiner Profession vor ihm . Kaum eine Sendung, kaum ein Blatt, welches sich nicht nicht mit dem Fall und noch mehr mit der Person beschäftigte; da darf er auch bei Markus Lanz und seine nächtlichen Quasselshow nicht fehlen. Zumindest als ein Etwas über das es sich lohnt, zu quasseln.

Nun muss ich gestehen , dass ich heimlich den ZDF- Personalbeschaffern unterstellte, den smarten Lanz , Typ "Liebling aller Schwiegermütter", als inoffiziellen Nachfolger jenes Johannes Baptist, aufzubauen, der mit seiner EVA- Show unnrümliche Fernsehgeschichte schrieb und nun irgendeinem Privaten sein Talent andient. So wie sich Lanz heute aufführte, könnte es sich um eine personelle Fehlentscheidung handeln, denn des Baptisten femikonformes Gesabbel fand jedenfalls heute in seiner Sendung keine Fortsetzung.

Zur Sache: Zunächst schien die Auswahl der geladenen Gäste auf das übliche ZDF- Schema "F" , F - wie "Feminsimus", hinzuweisen. Im Studio: Ferdinand von Schirach, Strafverteidiger, und Julia Onken, Feministin und Psycho - Tante, zugeschaltet Hellmuth Karasek, Literaturkritiker , Journalist., Mitdiskutant bei Marcel Reich-Ranicki´s Literaturquartett und Wichtigtuer bei diversen TV-Peinlichkeiten. Schirach hätte prima den kalten Hund geben können, der selbst dann Rechte Angeklagter verdeidigt, wenn sie schuldig sind. Was für eine Chance solches Berufethos zu diskreditieren! Dazu ein Links- Intellektueller und eine Feministin im Studio! Nachtgall ich hör dir Panzer fahren . So stellte ich mir den Gang der Dinge vor, und wollte mich schon zu Egon Erwin Kisch ins Bett legen.

Doch es kam anders. Onken gab eine Figur, die wenig sagte, wohl, weil sie wenig zum Thema zu sagen hat. Anders als ihre deutsche Schwester Schwarzer jüngst bei Schwester Will, ließ Onken unangenehmes Krakeelen bleiben und unterließ es -Mann staune- ungefragt dazwischen zu reden, enn sich andere sachkundig unterhalten, nur um Gedankengänge zu stören. Sehr zu meinem Erstaunen, ließ sich Onken nicht auf eine Vorverurteilung des Kachelpudels ein, sondern folgte der Volksweisheit, nach der Schuster besser bei iihren Leisten bleiben sollen. Und so verlagerte sie das übersteigerte (Medien-)Interesse am Fall Kachelmann - wie kann es anders sein - ins Unterbewusstsein der Menschen, wo es sich mit eigenen "abartigen" und unangenehmen Vorstellungen, beschäftigt. Nun wäre eine Feminstin keine Feminstin, sagte sie nicht dummes Zeug. In dem Falle formulierte sie den uralten Gedanken des Feminats von einer Art sexistischer Klassenjustiz in der ausschließlich weiblich besetzte Gerichte in Vergewaltigungssachen urteilen sollten. Um die Scham der Opfer nicht über Gebühr zu verletzen. Immerhin: Ihr ging es nur um Gefühle, nicht um das gesprochene Unrecht des Patriarchats. Dass sie freilich ein wenig Unwillen gegen die Art und Weise , wie Kachelpudel seine Weibsen hinterging, äußerte, fällt hier nicht so sehr ins Gewicht. Es sei nur darauf verwiesen, das Onken in ihrem Buch "Die Kirschen in Nachbars Garten" Fremdgängern viel moralische Integrität bescheinigte und eigentlich für nicht weiter "schlimm" befand, der Hintergange solle sich halt lösen. Nunja...

Schirach durfte aus berufenem Munde etliches in das Gespräch einbringen, was hier jedem eh klar ist: Wie Medien ticken, wie Justiz funktionieren sollte und was die Rechtslage in diesem Falle erfordert.Alles im allem für Leute , die sich nicht mit Thema auseinandersetzen, sicher informativ. Interessantes Detail: Jener Staatsanwalt, der bei der Willigen vorgab, seiner Tochter im Falle einer Vergewaltigung zu empfehlen von einer Anzeige anzusehen, zu sehr schlimm seien die Dinge die auf sie zukommen werden, ist nicht Vater einer Tochter, dafür aber in der Justizszene für seltsame markige Sprüche bekannt. Was unseren verdacht bestätigt, die Will - Redaktion hat für ihren Zweck genau den Richtigen gesucht und gefunden, dafür aber nicht gesucht und desahalb nicht gefunden einen kompetenten Fachmann, der beim Verständnis staatsanwältlichen Wirkens in diesem Fall helfen könnte.

Jacobs Krönung gab zweifellos der sanfte Intellektuelle Karasek, der in einem hamburger Blatt, dessen Namen ich vergessen hab, sich nicht entblödete Kachelmann schuldig zu sprechen, auch dann, wenn er die Tat nicht begangen hat. Er habe die Frau psychisch ruiniert und somit habe die Frau ein Recht zun ihrem Handeln. Das ist fett, nicht wahr? Das getraute sich nicht einmal Schwarzer zu formulieren, das ist reif für eine Rang ganz vorn auf der inoffiziellen Pudelliste. Ich hatte noch keine Zeit den Artikel zu ergoogeln, der scheint aber in jede ordentliche Dokumentensammlung zu gehören.

In meinen Augen ausgesprochen wohltuend Markus Lanz, der diesem sauberen Herren, Geschwubel und Geschwätz nicht durchgehen ließ. Lanz faßte immer wieder nach und gab ihm zum Abschied richtige Worte mir auf den Weg. Zitat muss ich erst noch hier suchen:
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Noch zwei Anmerkungen: Die Ankündigung dieser Sendung nennt die Onken nicht. Hat das ZDF ihre Unwichtigkeit rechtzeitig bemerkt? Und: Nirgends habe ich bislang je von einer Erwägung gehört: Was geschieht mit Tätern, die zu Opfern werden? Gilt auch für sie Opferschutz, besitzen auch sie Anspruch auf öffentliches, also mediales Mitgefühl?

Das ist vielleicht zu viel verlangt. Womöglich muss sich die Öffentlichkeit erst daran gewöhnen, dass der Vorwurf einer Vergewaltigung durchaus nicht - wie von etlichen Feministinnen und den Karaseks dieses Landes wirksam immer wieder suggeriert - den Tatsachen entsprechen muss.

Da wäre Onkens Forderung nach weiblichen Gerichten ja noch schöner. Auch die Ungeheuerlichkeit solcher Ansinnen muss sich noch herumsprechen. Vielleicht ist es in 20- 30 Jahren schon soweit.

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Extemplo simul pares esse coeperint, superiores erunt-

Den Augenblick, sowie sie anfangen, euch gleich zu sein, werden sie eure Herren sein.


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