Männer im Krieg...
Männer im zweiten Weltkrieg
Ich mache mir meist allerhand Gedanken zu Themen,schweife dabei weit ab...
Dieser Beitrag ist dementsprechend lang.
Der Beitrag steht bereits bei femdisk,die bisher geschriebenen Kommentare und Gedanken dazu sind hier zu finden:
http://www.femdisk.com/includef.php?path=forum/showthread.php&threadid=4126
Ich setze den Beitrag auch hier mal ein,da vielleicht nicht alle in allen Foren querlesen und das Thema entgegen meinen Befürchtungen auf Interesse stieß. Die Mails ,die ich zum Thema erhielt und die Gespräche und Erzählungen,die ich darüber bisher führte und mitgeteilt bekam,zeigten, das die Gedankengänge richtig sind, die Auszüge aus den Briefen mehr als einen Menschen sehr berührten.
Vielleicht fragt sich mancher, warum sammelt die komische Donna das ganze alte Zeug und nervt damit?
Ich bin sehr interessiert an der Lebenswirklichkeit der Menschen, den Geschichten der Menschen,in diesem Fall speziell der Männer.Was sie dachten,fühlten,wünschten ,träumten. Der misandrische Grundtenor heute will ja weißmachen, Männer seien gefühlloser als Frauen, herzloser, nehmen keinen Anteil an dem,was ihre Frauen und Kinder bewegt. Beindruckende und zu Tränen rührende Dokumente jener Zeit sind Feldpostbriefe. Liest man diese Briefe,so fragt man sich,wie das Geschwafel von den kalten,herzlosen, grundsätzlich brutalen Männernso Wurzeln schlagen konnte. Diese Briefe sprechen von Sehnsucht,Sorge, um die Lieben,die Liebste.Von Hoffnung auf ein Wiedersehen, auf ein Miteinander .Von Zukunftsträumen,kleinen Plänen,Hoffnung auf ein Zusammensein in Frieden.
Männer fühlen ja eh nix...weg mit ihnen...Frauen lieben ja auch so viel tiefer... Männer können nicht so lieben wie Frauen... Diese Briefe erzählen vom Gegenteil.Entweder haben die Feministinnen so etwas nie gelesen oder aber diese glühenden Dokumente ignoriert...
ALS VORWORT
Feldpost im Zweiten Weltkrieg
Während des Zweiten Weltkrieges sind nach Schätzungen 30 bis 40 Milliarden Feldpostsendungen zwischen Heimat und Front versendet worden. Im Krieg 1870/71 betrug die Anzahl der Feldpostsendungen 101 Millionen, im Ersten Weltkrieg schon 28,7 Milliarden. In Anbetracht dieser ungeheuren Menge an Datenmaterial aus dem Zweiten Weltkrieg ist es angebracht, sich auf die Suche nach diesen wertvollen Quellen zu machen. In den Archiven oder bei Privatsammlern lagern soweit bekannt einige tausend Briefe. Die verbleibende Menge gilt es aufzuspüren. Feldpostbriefe sind Protokolle persönlicher Erfahrungen, sind Symptome für die Denkweise ihres Verfassers, geben Aufschluss über seine Kenntnis vom Kriegsgeschehen und geben Einblick in das Selbstverständnis des Chronisten. Dem Informationsstand des Schreibers stehen die realhistorischen Zusammenhänge gegenüber. Viele Briefe zeigen eine Ambivalenz, die sich in der Funktion des Dokuments begründet: mitunter sind die Schriftstücke Lebenszeichen und Abschiedsbrief zugleich. In jedem Fall sind es Augenzeugenberichte mit einem hohen Grad an Authentizität, denn ihre Aussagen sind nicht durch das heutige Wissen beeinflußt. Es sind keine Rückblicke, sondern originale und unverfälschte Stimmen einer Zeit, dessen Ausmaß an Radikalität bis heute nur lückenhaft untersucht worden ist. Sie reflektieren auch in sprachlicher Ausdrucksform und Wortwahl den Zeitgeist einer Generation.
Was macht die Briefe so wertvoll? Sie stellen die subjektive Wirklichkeit des Krieges dar. Sie zeigen, wie der Verfasser den Krieg - häufig in Unkenntnis militärischer Strategien - erlebt hat.
...
... Rekruten, die ohne zureichende Ausbildung an die Front geschickt, buchstäblich "verheizt" worden sind und die an der Ostfront eine Lebenserwartung von zwei Wochen bis drei Monaten hatten? Letztenendes könnten wir aus den Briefen endlich erfahren, wer denn die Menschen waren, die gemeinhin in dem Begriff "die Wehrmacht" zusammengefasst werden. Aber auch die Briefe an die Soldaten spiegeln den Kampf an der "Heimatfront". Luftangriffe, ein Leben auf Lebensmittelmarken, die Ungewissheit über den Verbleib von Vätern, Brüdern, Söhnen und Ehemännern und die Arbeitsverpflichtungen brachte enorme Belastungen in die zerrissenen Familien.Schließlich geben die Briefe aus Lagern, Gefängnissen, Strafbataillonen und Kriegsgefangenschaft Aufschluss über die "Regeln" des Krieges.
Unter "häufig gestellte Fragen" :
6. Ich habe zwar Briefe, aber deren Inhalte sind doch belanglos.
Nein. Es geht nicht darum, den Krieg neu zu rekonstruieren. Die Fakten sind hinlänglich bekannt. Es geht um das Alltagsleben, es geht darum, wie die Menschen ihr Leben in schwerer Zeit organisiert haben. Insbesondere das Private, also die Gedanken, Sorgen und Nöte des Einzelnen stehen im Vordergrund der Beschäftigung mit diesen Briefen. Neu ist die Betrachtung der Geschichte aus der ganz persönlichen Sicht des Einzelnen.
http://www.feldpostsammlung.de/feldpost-d.html
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Feldpost/Soldat Gruber
Russland, 6.Januar 1943
Meine liebste H..., nun habe ich Dir auch einmal etwas von unserem Leben hier geschrieben. Es ist alles gar nicht so gefährlich, wie es aussieht, man muss halt ein bischen Glück dabei haben, ohne das geht es natürlich nicht.
Und Glück habe ich bis jetzt immer gehabt und ich hoffe, dass es auch weiterhin so bleibt. Ach meine liebste süsse H..., ich habe ja nun immer Dein liebes und schönes Bild bei mir und es ist für mich ein Talisman und es wird mich immer und überall beschützen. Ja mein Liebling, ich habe oft das Gefühl, wie wenn mich Deine Liebe mit einem Panzer umgeben würde und mich so vor jeder Gefahr schützt. ...
225.
Osten, 8.Januar 1944
Mein liebstes Goldschätzchen!
Jetzt ist es gleich wieder 10 Uhr und schon ist die erste Woche dieses Jahres vorüber. Wie viele Tage müssen da wohl noch vergehen, bis ich zu Dir kommen darf? Ich werde mal von heute ab 50 Tage weiterzählen. Dann hätten wir der 27. Februar. Ich glaube sicher, dass ich dann weiss, ob ich einen Heiratsurlaub bekomme. Wir wollen mal das Beste hoffen.
Während eines Fronturlaubs im Jahr 1942 lernte er seine große Liebe H. G. kennen. Dieser Tatsache verdanken wir die fast komplette Erhaltung von mehr als 300 Feldpostbriefen. 1943 folgte die Verlobung und im Fronturlaub des Jahres 1944 heiratete das Paar. Die Beiden hatten also lediglich dreimal für wenige Wochen Zeit für ihre Liebe, in der ganzen anderen Zeit wurde die Beziehung aus der Ferne nur über Briefe aufrecht erhalten. Sein Kind sollte er niemals sehen, denn schon am 6. September 1944 fiel Gruber in Bahri bei Mitau in Lettland.
Quelle: http://www.peter-engelhardt.com/doku.htm
Der geliebte Mann kehrte also nie wieder heim.
Ob seine Witwe sich wohl unter die Trümmerfrauen eingereiht hat?hamstern ging?auf den Schwarzmarkt?
" Hatte der Völkerbund noch 1936 den täglichen Kalorienbedarf eines Menschen auf 3000 Kalorien festgelegt, so liegen nun die Lebensmittelzuteilungen in einigen Landesteilen auf unter 1000 Kalorien. Doch ist der Hunger ungleich verteilt. Auf dem Lande wird kaum gehungert. Die leidende Stadtbevölkerung muss zu den Bauern "hamstern" gehen, um zu überleben. Die Sorge ums Überleben treibt viele Frauen freiwillig zur Trümmerbeseitigung, denn sie garantiert neben Lohn auch höhere Lebensmittelrationen. Die schwere körperliche Arbeit wird mit der besseren Kategorie II im 5stufigen Berechtigungssystem der Lebensmittelzuteilungen belohnt, während "nicht berufstätige Hausfrauen" nur Kategorie V erhalten. Viele Frauen sind dringend auf diese Leistungen angewiesen, denn sie tragen allein die Last im täglichen Existenzkampf. Ihre Ehemänner, Brüder und Söhne sind gefallen, versehrt oder noch nicht aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt. Zahlreiche Familien bestehen aus Großeltern, Frauen und Kindern."
...Kindern...:"In einem Antrag vom 18.7. 1947 begründet der Bürgermeister von Groß-Bieberau, wie nötig die Weiterführung der Schulspeisung sei: 25 Kinder müssen wöchentlich nach der zweiten Lehrstunde wegen Schwäche nach Hause gebracht werden. Die Schüler des Realgymnasiums kommen zu 2/3 von auswärts und müssen teils bereits um 5.30 Uhr von zu Hause fort. Auch bei dieser Schule mußten die letzte Woche 2 Kinder in ärztliche Behandlung gegeben werden, weil dieselben ohnmächtig zusammenbrachen."
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Geydebruk, den 8.6.44
Meine liebe kleine Inge!
Nun sitze ich hier in G. auf dem Bahnhof und da ich etliche Stunden Aufenthalt habe, will ich gleich ein paar Zeilen an Dich schreiben. Kleine Frau, es ist alles ganz leer ohne Dich.... Du, kleine Inge, hast mir die schönste Zeit meines bisherigen Lebens gebracht.Was war das doch für eine herrliche Zeit, die ich dort mit Dir verlebt habe! Sie wird mir unvergeßliche sein, mag da kommen, was will! Du bist das Wesen, nach welchen ich mich viele Jahren hindurch gesehnt habe und das ich nie gefunden habe. ... Du bedeute ist mir auch so viel, Inge, daß ich Dir das gar nicht mit Worten sagen kann. Ich weiß aber, daß Du das aus meinen Zeilen herausliest. Noch deutlicher hast Du es ja gefühlt, als ich noch bei dir war. Ich konnte doch keine Stunde ohne dich sein, wenn Du deinen Dienst beendet hattest, und es sind wohl auch wenige Stunden gewesen, in denen wir nicht zusammen waren. Es war alles so schön, und wir haben uns doch auch so gut verstanden, wie sich wohl keiner besser verstehen kann. Du bist mir so ans Herz gewachsen, kleine Frau, Du bist ein Teil von mir selbst geworden. Ich komme mir heute unvollständig vor, wie ich es noch nie gewesen bin. ...denn alles Schöne, an dem auch Du teilhaben kannst, kann mich erst so richtig erfreuen. Früher war das bei mir nicht so, aber nachdem Du ein Teil von mir selbst geworden bist, muß das wohl sein. Eigentlich ist in mein Brief etwas sentimental abgefaßt. Dafür bin ich sonst gar nicht so. Die Abschiedsstimmung bringt das so mit sich. Ich wollte Dir ja erst von meinem Bestimmungsort einen Brief schreiben, aber ich hielt es nicht so lange aus. Es mußte eben heraus aus mir. Beim Schreiben ist es mir so, als ob wir zwei uns unterhielten. In Gedanken bist Du da so dicht bei mir, daß ich da die Umwelt hier ganz vergesse. Wann wird wohl mal der Tag kommen, der uns von aller Ungewißheit freimacht?Ich kann mir das gar nicht vorstellen und kann auch gar nicht daran glauben. Mögest Du Dich nicht getäuscht haben in Deiner Hoffnung, daß alles Leid ein gutes Ende nimmt! Nun soll es erstmal genug sein. In den nächsten Tagen oder wahrscheinlich noch eher, schreibe ich hier wieder. Da werde ich dir dann berichten, was beim Ersatztruppenteil los ist. Grüß meine Eltern und Liselotte und sei selbst vielmals gegrüßt und noch viel öfter geküßt von Deinem Leo
http://www.feldpostbriefe.de/Briefe/1944/44-06-08.html
Den Brief von Leo an Inge habe ich um die Hälfte verkürzt.Leo kam übrigens wieder heim.
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Dieser junge Mann träumte von der Ingenieursausbildung und verreckte irgendwo bei Königsberg.
Russland, 18.05.44
Liebe Eltern!
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Schön ist es von Mama, dass sie mir wieder einmal nach längerer Zeit einen Kuchen gebacken hat. Dass es in Frankfurt furchtbar aussieht, weiß ich genau. Hoffentlich passiert bei uns zu Hause nichts mehr.
Aber nun etwas ganz anderes: Papa, erkundige Dich bitte einmal, wie es ist mit dem Beginn eines Studiums im Herbst. Wenn es auch nicht in Frankfurt geht, so dann vielleicht in Friedberg. Ob es aber mit Studienurlaub so einfach geht, weiß ich nicht, denn es soll, wie ich etwas gehört habe, für das erste Semester kein Urlaub gewährt werden. Aber man kann es ja mal versuchen. Mehr wie abgelehnt werden, kann es ja nicht. Damit für heute genug.Mir geht es noch gut, hoffentlich Euch auch.
Es grüßt Euch recht herzlich
Euer Walter
27.05.1944 Feldpost-Nr. L 15987 (A) L.G.P.A.: Posen
Russland, 27.05.44
Liebe Eltern! Heute erhielt ich Eure beiden Briefe Nr. 18 und 19 vom 11. und 15. Mai.
Meinen allerbesten Dank.
Im 22. Jahr bin ich schon und schon fast 3 ½ Jahre von zuhause weg. Wie lange wird dieser Krieg noch dauern?
....
Dass die Frankfurter Ingenieursschule wieder auf dem schnellsten Weg hergestellt werden soll, ist sehr schön. Aber hoffentlich glückt es mir auch, dass ich im Herbst auf Schule gehen kann.
Es grüßt Euch recht herzlich
Euer Walter
... Mir war nur bekannt, wie sehr sich seine Eltern jahrelang bemühten, etwas über den Verbleib ihres vermissten Sohnes zu erfahren, bis sie über den Vermisstensuchdienst des Roten Kreuzes die Nachricht erhielten, dass ihr Sohn vermutlich in der Nähe von Königsberg den Kampfhandlungen zum Opfer fiel. So richtig daran geglaubt haben beide jedoch nicht und hofften bis an ihr Lebensende. Die Feldpostbriefe waren für die Eltern die einzigen Lebenszeichen ihres Sohnes, bis die Kette der Feldpostbriefe am 10. März 1945 abriss. Geklärt ist das Schicksal bis heute nicht.
http://klee-klaus.business.t-online.de/vermisst.htm#Briefe%20und%20Schriftwechsel
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Hier schreibt ein Vater: Sehnsucht , Angst und Sorge,Fürsorge sprechen aus den Zeilen.
Brief vom Gefreiten Karl W. -FpNr. 11806 C = 2. Kp. Inf. Rgt. 71 - 29. Inf. Div. (mot) -
geschrieben am 24.12.1942 an seine Frau Hildegard
24.12.42
Meine Lieben !
Heute ist der große Tag und ich sitze hier in dem traurigen Rußland. Ich wäre schon zufrieden wenn ich einmal einen Brief von meinem Lieben hätte, jetzt sind es nun schon 10 Wochen das ich nichts von Euch gehört habe. Wenn heute Abend das Verpflegungsauto kommt, da soll ja Post mitkommen, vielleicht ...... ....ist dann auch ein Brief für mich dabei. Ist einer dabei, dann ist das für mich das größte Weihnachtsgeschenk. Es gibt kaum etwas zu essen mehr, und liegen auch in Ruhe.Am Tage können wir nicht aus dem Bunker raus, weil der Russe bloß 300 m von uns liegt und der schießt auf jeden einzelnen Mann. Wie steht es denn nun zu Hause bei Euch, Kuchen kannst Du ja backen, wenn es auch bloß Milch und Mehl ist.Mache nur unseren lieben Jungens eine Freude, ich freue mich in weiter Ferne mit Dir , meiner lieben Frau. Wenn ich Glück haben sollte feiern wir dann das Weihnachtsfest 1943 zusammen. Meine liebe ..........Frau hast Du denn die Filme entwickeln lassen,dann schicke mir doch ein paar Bilder , ich habe doch von unserem kleinen Karl–Heinz überhaupt keins bei mir. Ich sehe ihn noch immer als ich wieder weg mußte und Du mit ihm aus dem Fenster raus schautest. Auch Otto höre ich noch auf dem Bahnhof rufen. Auf Wiedersehen Papa. Am ersten Januar werde ich 120 M wegschicken , lasse jedem 60 Mark ins Sparbuch schreiben, wenn Du aber etwas kaufen kannst dann lege ich es lieber an. Es ist egal, was es ist. Für Dich werde ich schon noch einmal ein besseres Weihnachtsgeschenk auftreiben können. Wie steht es denn nun mit Lauer – hast Du denn da etwas bekommen, mache es so wie ich Dir schon geschrieben habe. Liebe Hilde wenn ... wir erst wieder frei sind, dann werde ich doch erst einmal ins Lazarett müssen, denn mein Arm wird immer schwächer .Er ist bloß noch Haut und Knochen dran. Am 20 ten waren es nun schon 4 Wochen das wir eingeschlossen sind, seit 4 Wochen bloß halbe Portion , da kannst Du Dir ja vorstellen was wir jetzt entbehren. Erzähl es aber nicht einem anderen, denn es könnte für mich zum Nachteil sein. Mache Dir aber keine Kopfschmerzen ich halte schon durch, so ganz kraftlos bin ich noch nicht. Der Gedanke an Euch wird mir die Kraft geben, weiterhin durchzuhalten. So nun will ich schließen und hoffe das ich nächstes Jahr Weihnachten mit Euch zusammenfeiern kann.
Also seit vielmals herzlich gegrüßt und geküßt von eurem lieben Papa.
Schicke mal vorläufig kein Päckchen mehr weg. Auf Wiedersehen.
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Noch ein Vater:
Danzig-Neufahrwasser, d. 14.3.45
Meine liebe Puppe, mein liebes Töchterchen! Alle meine Lieben!
Alle Möglichkeiten, Euch zu schreiben, werden ausgenutzt. So nutze ich die Gelegenheit, da ich am 15.3. wieder in Danzig bin ... Brief jetzt im Hauptpostamt ab gebe! Ich war heute in Danzig, da war gerade Artillerie-Beschuss. Hotel Continental hat einen Treffer bekommen.
Flüchtlinge waren da gerade zum Essen, die Leichen grauenvoll, ich hätte bald geheult, als ich die Kinderleichen sah. Alle Geschäfte sonst geschlossen, in Kinos sind auch Flüchtlinge untergebracht! Ein großes Heerlager von Militär. Danzig richtet sich zur Verteidigung ein. Ich habe auf der Straßenbahn von einer Frau 1000 gr. Brotmarken bekommen und ein ganz frisches Brot gekauft. Und bei einem Schlächter gab mir die Frau nach vielem Reden 100 gr. Wurst. Auf dem Schlachthof kaufe ich (45 Pfg. pro Pfd!) 20 Pfd. Rindfleisch. Wir haben auf der Stube gleich uns Gehacktes gemacht und Buletten mit Sonnenblumenöl gebraten. Fabelhaft, mal wieder satt! Also Du siehst, liebe Mutti, daß ich noch immer einen guten Schutzengel habe, der muß und wird mich weiter beschützen. Noch ist nichts raus, wann es zum Einsatz geht! Aber eines Tages wird's doch sein müssen! Vielleicht kommen wir vorher noch raus aus dieser ekelhaften Falle! Dicht am Hafen Neufahrwasser liegen wir ja!!
Aber erst verladen sie Verwundete und Flüchtlinge! Wir kommen erst zum Schluß, dann vielleicht heran. Es ist zwar ein ekelhaftes Gefühl, so im Kessel zu liegen. Adlershorst wurde heute sehr beschossen! Wir müssen mit allen Eventualitäten rechnen und auch mit Gefangenschaft! Aber, liebe Mutti, sei deswegen nicht traurig. Wenn das der Fall sein muß, dann muß man sich damit abfinden, aber wir sind dann 100000 Mann. Unendlich viel Militär, Volkssturm, Marine, HJ usw. liegen hier. - Trudel Fischer hat auch ein schweres Los. Karte liegt bei! Erich wird vermißt oder tot sein. Ich befürchte das letztere, kenne den Rummel. In einem so heillosen Durcheinander denkt man nicht an die Benachrichtigung der Angehörigen, wir z.B. haben es, soweit bekannt, zwar auch von hier aus getan! Die Toten werden erst nach Tagen beerdigt. Tröste Trudel Fischer, aber sage ihr nichts von meinen Befürchtungen!Hier sieht es katastrophal aus, überall Militär, es muß uns gelingen, Danzig zu halten und durchzukommen oder aber per Schiff zu entfliehen! Der Druck der Russen ist auch hier sehr stark! Aber wir hoffen, hoffen! Daß meine Gedanken ständig bei Euch sind, ist selbstverständlich! Ich gestehe auch ein, daß ich schon mächtige Sehnsucht nach Euch allen habe. Aber der Krieg ist unerbitterlich. Mal wird Schluß sein! Bleibt alle tapfer und vergeßt Euren Vati nicht. Liebe Mutti, Postsparbuch hast Du ja. Du kannst notfalls immer weiter mit meinem Namen unterzeichnen. Vollmacht ist ja nicht notwendig. Du handelst ja stets in meinem Sinne, also weiter so. Hoffentlich habt Ihr eine anständige Bleibe, braucht nicht zu hungern und frieren! Ich mache mir deswegen große Gedanken. Deckt Euch mit Lebensmitteln ein. Wenn die Belagerung kommt, dann Fühlung halten auch mit Schlachthof (evtl. durch Rudi Richter!) Was gibt's neues? Ich warte so sehnsüchtig auf Post. An jeden kann ich nicht mehr schreiben. Keine Zeit, auch Lichtsperrstunde, dazu Wache u.s.w. Morgen schreibe ich nicht. Da wollen wir, da noch 2 Ztr. Fleisch angerollt sind, ein Kompanie-Essen machen. Aber übermorgen, sofern noch hier und Zeit! Haltet alle zusammen, dann läßt sich alles leichter ertragen!
Herzliche Grüße an alle Lieben dort, besonders Eltern, Geschwister und viele tausend Küsse von Eurem Vati. Meine liebe Helga, bleib hübsch brav und anständig und hilf Mutti wo Du nur kannst. Schule laß Schule sein.
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http://feldpost.mzv.net/briefinh-U/Briefinhalte/bf1-1briefinhalte.html
http://feldpost.mzv.net/Nachforsch/nachforsch.html
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Dokumente, Fotos, Briefe + Skizzen von Paul Wortmann -
Panzerfunker der 60 ID im Kessel von Stalingrad - letzte Nachricht Brief vom 5. Januar 1943!
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Herta Lange
Viersen
Sammlungsschwerpunkt ist die Korrespondenz zwischen Kindern (Geburtsjahrgänge 1923-37) und ihren Vätern.
Alle Waffengattungen, keine SS-Feldpost, diverse Ränge bis zum Hauptmann, alle Einsatzgebiete außer Afrika, ca. 1000 Briefe, Bildmaterial u.a.m. Zeitraum der Briefwechsel 1938-49. Dokumente liegen als Originale, Kopien oder Abschriften vor und können nach Absprache (Kontakt über kkilian@gmx.net) vor Ort eingesehen werden.
Ein Teil der Sammlung ist als Taschenbuch erschienen,Lange, Herta und Benedikt Burkard (Hrsg.):
"Abends wenn wir essen fehlt uns immer einer." Kinder schreiben an die Väter 1939-1945, Hamburg 2000 (Rowohlt)
Produktbeschreibung:
... mehr als 30 Milliarden Feldpostbriefe zwischen Heimat und Front ... Für die voneinander getrennten Menschen waren diese Briefe, die die unterschiedlichsten Lebensschicksale erahnen lassen, die einzige Möglichkeit der Kommunikation. Auf der Grundlage einer privaten Sammlung präsentiert dieses Buch erstmals Briefe und Zeichnungen von Kindern an ihre Väter draußen "im Feld". Sie geben einen unmittelbaren Einblick in die Alltagswirklichkeit der damals Sechs- bis Sechzehnjährigen.
http://www.amazon.de/Abends-essen-fehlt-immer-einer/dp/3829570252/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1231515637&a...
Das Buch werde ich mir irgendwann besorgen...die Femis behaupten doch immer,Kinder seien auch ohne Vater gut dran...oder sogar besser...ich bin überzeugt,das die Briefe etwas ganz anderes erzählen...
Danke an die unter Euch,die bis hierher durchgehalten und zu Ende gelesen haben.
Donna Amaretta
gesamter Thread:
- Männer im Krieg... -
Donna Amaretta,
21.01.2009, 20:38
- Männer im Krieg... -
Mustrum,
21.01.2009, 20:57
- Männer im Krieg... - roser parks, 21.01.2009, 21:15
- Männer im Krieg... - Drakon, 22.01.2009, 00:44
- Männer im Krieg... -
Pööhser Frauenfeind,
22.01.2009, 01:11
- Männer im Krieg... -
Donna Amaretta,
23.01.2009, 12:55
- @ Donna -
Narrowitsch,
23.01.2009, 15:05
- @ Donna nachtrag - Narrowitsch, 23.01.2009, 15:43
- Männer im Krieg... -
Rosi,
25.01.2009, 21:43
- Männer im Krieg... - roser parks, 25.01.2009, 22:35
- @ Donna -
Narrowitsch,
23.01.2009, 15:05
- Männer im Krieg... -
Donna Amaretta,
23.01.2009, 12:55
- ein Wolf, der "mäh" macht? -
Lucky Strike,
22.01.2009, 23:57
- ein Wolf, der "mäh" macht? -
Hemsut,
23.01.2009, 00:30
- ein Wolf, der "mäh" macht? -
Donna Amaretta,
23.01.2009, 01:52
- Richtigstellung! - Lucky Strike, 23.01.2009, 12:18
- ein Wolf, der "mäh" macht? - Hemsut, 23.01.2009, 13:18
- ein Wolf, der "mäh" macht? <-- - Lucky Strike, 23.01.2009, 12:00
- ein Wolf, der "mäh" macht? -
Donna Amaretta,
23.01.2009, 01:52
- ein Wolf, der "mäh" macht? - Stadtmensch unplugged, 23.01.2009, 01:37
- ein Wolf, der "mäh" macht? -
Hemsut,
23.01.2009, 00:30
- Männer im Krieg... - Rosi, 25.01.2009, 20:42
- Männer im Krieg... -
Mustrum,
21.01.2009, 20:57